"Klangfelder" schien ein unausgesprochenes Motto zu sein, unter dem das "ensemble phorminx" in Darmstadt sechs Werke aus den vergangenen 30 Jahren zu seinem Konzert "neue musik im a1ten theater" zusammengefügt hat. In der 1996 entstandenen Komposition "Cube" von Stefan Hakenberg faszinierte es, wie Klänge von Klarinette (Thomas Löffler), Schlagzeug (Bernd Mallasch) und Cello (Wolfgang Lessing) zugleich geformt und verändert wurden, ohne daß man die Anteile der einzelnen Instrumente genau hätte unterscheiden können.
Deutlich unterschieden hingegen waren die klanglichen Verhältnisse in den 1999 geschriebenen Liedern "multicolored Blumen 1.0" von Michael Maierhof. Der Titel stammt von einem Internet-Übersetzungsprogramm, dem Maierhof ein Goethe-Gedicht anvertraute. Der Liedtext aus verschiedenen Goethe-Gedichten wurde dreimal vertont, zunächst mit einer rollenden KristaIlkugel im Innern des Flügels. Im zweiten Lied fügte die Vokalistin Carola Schlüter ihre Stimme in den Nachklang des Klaviertons. Im dritten Lied "sprachen" vor allem die Pausen.
Problematischstes Stück des Abends war "Red Lake Fields" (2001/02) von Karola Obermüller. Begonnen als Konglomerat von Klängen, erschien der Übergang zu gemeinschaftlichen Sägeräuschen und berstenden Harmonien weder einsichtig noch sinnlich überzeugend. Als Studie über die Aus- und Nebenwirkungen des Verliebtseins könnte man Morton Feldmans vierteiliges Werk "The Viola in my Life" bezeichen. Denn es geht das Gerücht, Feldman sei zur Zeit der Entstehung (von 1970 an) überaus von einer Bratschistin angetan gewesen, deren technische Fähigkeiten der über ihren Berufsstand kursierenden Witzen einige Ehre machten. Doch dem Stück nach zu urteilen brauchte "sie" (die Viola spielte Peter Zelienka) nur an und wann ein lakonisches "Na ja" von sich zu geben, um Feldmans Leben, im hier aufgeführten ersten Teil der Quatrologie vertreten durch Flöte (Angelika Bender), Schlagzeug. Klavier, Violine (Sha Ye) und Cello, aufblühen zu lassen. Die dichte Atmosphäre. die man mit Feldmans Klangsprache verbindet, kam jedoch erst in seinem "I met Heine on the Rue Fürstenberg" zum Tragen. Eingerahmt in die beiden Feldman-Aufführungen erklang "schwarzsilberschwebend" (2001) für Baßklarinette solo von Volker Blumenthaler. Wenige, sehr prägnante Motive bilden in dieser Klangreise in ein strukturiertes Obertonspektrum des Instruments eine dankbar aufgenommene Orientierung. In der packenden Interpretation von Thomas Löffler verhieß diese "kontrollierte Improvisation ein Klassiker von morgen zu werden.
ELISABETH RISCH